16. Oktober 1944

5) Osten, den 16.10.44

Meine liebe Ellemaus, liebe Kinder!

Du wirst ja bestimmt schon lange auf Post gewartet haben, bis den Brief Nr. 4, den ich heute erst loswerden konnte und den Du ja nun auch schon bekommen hast, aber wie gesagt, da wir noch keine eigene Feldp.Nr. haben und auch garnicht die Post loswerden konnten, war es eben nicht anders möglich, doch mit der Zeit wird sich das auch noch ein-spielen dann wird es auch laufend gehen. Die Post soll wohl von hier 10-12 Tage gehen, da kannst Du Dir ja vorstellen, was das hier für eine Gegend ist.

Wir haben nun ja schon allerhand Märsche hinter uns, daß Quartier das wir bekamen als wir eintrafen war ja ganz schön ich lag mit noch 3 Mann dort, die Leute stellten uns zum Mittag 8 gekochte Eier, eine Schüssel gekochte Milch und ein Laib Brot auf den Tisch, dann gaben sie uns noch 1 Schüssel mit Birnen als wir abrückten, ursprünglich sollten wir bis gestern vorm. 10 Uhr dort bleiben, sollten dann noch ca. 5 km vor zum Regimentsgefechtsstand um dann von da aus zu dem betr. Batl. bzw. Komp. aufgeteilt zu werden d.h. in die Graben. Nun mußten wir allerdings schon vorgestern nach 3 Uhr dort abrücken, da ein Teil der Division herausgezogen wurde und einen anderen Abschnitt bekam wo es etwas heißer her geht, also der Reg. Gef. Stand auch und wir infolgedessen auch. Sind dann gute 4 Stunden marschiert wo wir dann Quartier bezogen haben. Vorher waren wir mehr an der Ungarischen Grenze, es hieß wir sollten dort auch hinein, jetzt sind wir mehr der Gouvernements-Grenze (Polen) näher gekommen. Gestern früh 10 Uhr rückten wir nun zum Reg. Gef. Stand, ungefähr 15 km zur Front zu,ab wo wir dann schon schon unterwegs mehr zu hören bekamen, gegen 2 Uhr waren wir dort, kurz zuvor machten wir noch mal Halt um zu essen, da machte der Iwan gerade einen netten Fliegerangriff, als wir dann dort waren, lagen wir nur noch 2-3 km hinter der Front, den nächsten Fliegerangriff durften wir dann miterleben, aber die Bomben flogen etwas weiter vor uns, obwohl sie direkt über mir waren, dazu kommt dann nocht, das Gemeine, daß der Iwan so viel mit Bordwaffen schießt, er kommt ja auch tiefer herunter wie bei uns zu Hause der Tommi, nun wir lagen in einer Kuhle haben uns den Knitterfreien aufgesetzt und eben geduckt, die Angriffe dauern ja manchmal auch nur ein paar Minuten, dann ist es für kurze Zeit wieder ruhig. Mit der Fliegerei geht es ja hier nun Tag u. Nacht, dauernd Kurbeln sie da oben herum und beharken die Stellungen. Die Artillerie, deutsche sowie die russische, schoß gestern auch den ganzen Tag, man hörte auf der Stelle wo wir lagen sogar M.G.Feuer, also Du sieht wir waren dicht dran, vor 3 Tagen hatte der Russe sogar die Gegend hinter uns mit Granaten gelegt. Also mein Kind, wir lagen nur kurz hinter der Front und warteten darauf neu aufgeteilt zu werden bezw. in den Graben zu kommen, da es nun schon dunkelte hatten wir uns unser Nachtlager im Freien eben hergerichtet, 2 Zeltbahnen auf die Erde weil sie feucht war, darüber 2 Decken, da habe ich mir den Mantel angezogen, Mütze tief auf die Kapuze darüber den Kragen hoch, dann noch mit einem Kameraden Rücken an Rücken und 2 Decken darüber, was meinst Du wie schön warm es war, war so schön im Einschlafen, man wurde ja durch den Kameraden immer wieder wach, da hieß es mit einem Male wieder fertig machen, wir machen zurück in unsere Quartiere wo wir herkamen, und zwar brauchten wir nicht zu laufen, sondern wurden mit 2 LKW zurückgefahren, da kannst Du Dir ja denken wie froh wir waren. Da haben wir uns gleich am Abend im Quartier Kaffee gekocht und haben dann bis heute 9 Uhr geschlafen. Heute haben wir nun garnichts getan, ab morgen wollen sie uns noch etwas ausbilden, vorn können sie uns wohl noch nicht gebrauchen, es kann nur ein paar Tage dauern es kann aber auch daraus 14 Tage werden. Also warten wir es ab. Haben uns eben Kartoffeln für [...?] Mittag gebuttdlen, denn die müssen wir uns hier selbst kochen, wie wir das machen wissen wir auch noch nicht. Da stehen die Felder voll von Kartoffeln u.  Kohl und es sind fast keine Leute mehr im Dorf, da wird so vieles umkommen. Wir liegen jetzt ungefähr 15 km von der Front entfernt, also da ist weiter nichts zu befürchten. So nun mein Liebl-ling, ich weiß nicht wie lange der Brief geht aber ich hoffe, wenn ich morgen zu Deinem Geburtstag schreibe, daß es dann gerade zur rechten Zeit ankommen wird. Werde nun schließen, hoffentlich geht die Post recht schnell und ich bekomme recht bald Post von Dir.

Dann bis morgen die herzlichsten Grüße und 1000 innige Küsse

                             Euer Papa!

                                            Dein Bert.

 

Uffz. Herbert Thau, Feldp.Nr.  13895 A

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