19. Oktober 1944

7)                                                               Osten, den 19. 10. 44

Meine liebe Ellemaus, liebe Kinder!

Vor allen Dingen erst zu Deinem Geburtstage die herzlichsten Glück- u. Segenswünsche. Möge Dir im neuen Lebensjahr nur alles Gute beschieden sein und hoffen wir, daß wir deinen nächsten Geburtstag alle gesund und munter zusammen feiern können. Vor allem, daß Frieden ist.

Es war mir nun leider nicht möglich vorher zu schreiben und ich fürchte, daß dieser Brief diesmal nicht pünktlich eintrifft, aber das liegt hier eben an den Verhältnissen, man weiß ja nicht wie lange die Post hier geht.

Wir sind in den letzten Tagen nur immer gewandert, man hatte keine festeBleibe, mal da, mal dort, dann meistens immer abends u. Nachts, dazu dann die aufgeweichten Straßen, es ist einfach grauenhaft. Vorgestern haben wir im Regen bis 11 Uhr nachts draußen gestanden, ohne Mantel oder Decke, das Gepäck war verladen, da haben wir uns dann im nächsten Dorf einen Strohstall gesucht und wenigstens dann noch ein paar Stunden trocken geschlafen, wenn auch im Freien. Gestern sollten wir nun im Walde übernachten, hatte mir mit einem Kameraden ein schönes Zelt gebaut, da hieß es dann abends 6 Uhr sofort abrücken, also alles wieder einpacken und das Gepäck auf den Rücken u. ab. Ich habe dabei paarmal im Dreck gelegen, soviel Morast dazu keine richtigen Straßen u. Dunkelheit, da kann man sich einfach nicht auf den Beinen halten. Wir sollten gestern d.h. bis heute früh 3 Uhr in die Stellung einrücken aber es war nicht möglich, um 2 Uhr hatten wir noch 9 km, dazu die immer schlechter werdenden Wege, wir konnten eben alle beim besten Willen nicht mehr weiter, waren ausgepumpt bis zum Letzten,man ließ uns nun hier lagern, und heute abend mit der Dunkelheit werden wir dann den Rest des Weges zurücklegen. Hoffentlich geht alles gut, denkt mal an mich! Draußen fangen sie jetzt wieder an zu schießen, drückt mal die Daumen, daß ich bald wieder daheim bin.

Du kannst Dir nicht vorstellen was das hier für Straßen in den [1?] sind, alles aufgeweicht u. verschlammt, es ist furchtbar, man weiß nicht, wie man laufen soll, man kann sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten, dazu müßtest Du mal sehen können wie man aussieht, von oben bis unten Dreck, doch das geht ja wieder ab wenn es trocken ist.

Nun meine Lieben, werde ich mit dieser Beschreibung aufhören, denn es ja keinen Zweck, darüber zu schreiben, denn davon wird es ja auch nicht besser, nur wollte ich Euch etwas davon mitteilen.

Werde ja nun morgen die richtige Feldp.Nr. bekommen und Euch dann sofort wie irgend möglich wieder schreiben. Das Wetter ist jetzt schlecht, es regnet viel, kalt ist es ja direkt nicht, aber unangenehm. Na ja der Winter wird ja auch vergehen nicht wahr? Was machen die Kinder? Sie sind doch recht artig ja? Und was machst Du?, schreibe bitte recht bald, damit ich weiß, wie es Euch geht.

Mein liebes Kind, liebe Kinderchen, werde nun schließen, in der Hoffnung, daß Euch diese Zeilen bei bester Gesundheit erreichen, grüßt Euch recht herzlich mit vielen Küssen            Euer Papa!

                                                                                                                        Dein Bert.

 

Uffz. Herbert Thau, Feldp Nr. 13895.A

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