Feldpost

Wieso habe ich nicht früher dran gedacht?

Auf den Briefumschlägen steht keine Adresse, nur eine Nummer, die sogenannte Feldpostnummer. Irgendwie hab ich mir gedacht, dass man mit der doch auch was anfangen könnte. Google-Suche. Eine gute Adresse für Recherchen und Hintergrundinformationen: das Lexikon der Wehrmacht. Keine ewig gestrigen Torfköpfe sondern jemand, der sich ernst und sachlich damit auseinandersetzt. Der Text zum Thema Feldpost:

Um den deutschen Soldaten im Feld mit der Heimat zu verbinden, wurde bei Kriegsbeginn die Feldpost eingeführt. Damit die aufgegebenen Briefe und Päckchen den Adressaten erreichten, mußten diese auf ihrem langen Weg viele Stationen durchlaufen: Die Feldpostbriefe wurden nicht direkt an die Einheit adressiert, an die sie geschickt wurden, sondern mit einer fünfstelligen Nummer versehen. Jede Einheit der Wehrmacht hatte eine andere Nummer, die aus Geheimhaltungsgründen vergeben wurde und die im Laufe des Krieges durchaus wechseln konnte. Die bei den Postämtern eingelieferten Feldpostsendungen wurden an die Postsammelstellen, die später in Feldpostsammelstellen umbenannt wurden, oder an die Feldpostpäckchenstellen, die für die Leitung von Päckchen an die Front zuständig waren, weitergeleitet. Dort erfolgte die Kartierung auf die Feldpostämter und die Ableitung auf die entsprechenden Postleitpunkte. Sendungen mit falschen, nicht vollständigen oder nicht identifizierbaren Anschriften, oder Sendungen an "einen unbekannten Soldaten" wurden den Wehrmachtsbriefstellen zur weiteren Bearbeitung zugeführt. Die Säcke mit Nachrichtenpost (Briefe, Karten etc.), auf deren Beutelfahnen der Laufweg angegeben war, gelangten in erster Linie in Feldpostwagen oder Feldpostabteilen von Reise- oder Schnellzügen für Fronturlauber, sogenannten SF-Zügen, zu den Postleitpunkten. Für die Säcke mit Feldpostpäckchen hatten die Päckchenstellen möglichst Sackwagen (Waggons) zum Lauf an die Postleitpunkte abzufertigen wobei zur möglichst kompletten Beladung einige Tage abgewartet werden konnte. Diese Sackwagen wurden ebenfalls den Reise- oder Urlaubersonderzügen beigegeben. Sie fuhren unbegleitet, waren aber besonders gegen Raub und Diebstahl abgesichert. Nach Afrika wurden die Feldpostsendungen mit dem Schiff oder einem Transportflugzeug transportiert. An den Postleitpunkten übernahm die Organisation der Feldpost alle Sendungen von der Deutschen Reichspost in ihren Gewahrsam. Die Weiterbeförderung der Nachrichtenpost erfolgte in gesonderten Feldpostwagen bzw. -abteilen, die der Päckchen in Sackwagen zu den Postleitpunkten. Von dort gelangten alle Sendungen in Richtung Front in eigenen Feldpost-Sonderzügen zu jenen Endpunkten im hinteren Frontgebiet, die je nach militärischem Erfordernis vor- oder Zurückverelgt wurden. An diesen Endpunkten befand sich zumeist eine Feldpost-Leitstelle, von denen die Feldpostämter der Divisionen oder Heerestruppen die Sendungen übernahmen. An den Abzweig- und Knotenpunkten des Streckenverlaufes der Eisenbahn sorgten die Feldpost-Umschlagstellen für die Weiterbeförderung an den Bestimmungsort, entweder weiter mit der Bahn oder direkt an die in ihrem Bereich befindliche Truppe per LKW. Wo die Feldpostämter mit ihren Fahrzeugen die Post abzuholen hatten, regelte der für sie zuständige Armee-Feldpostmeister mit seinem Stab je nach militärischer Lage und den stets wechselnden Standorten der Feldpostleit- und -umschlagstellen. Ein ständiger Nachrichtenfluß über die jeweiligen Standorte war deshalb ununterbrochen notwendig, aber es kam oft genug vor, daß sich die Feldpostämter bei ganz verworrenen Verhältnissen selbst darum zu kümmern hatten, ihre Post heranzubekommen. Die Feldpostämter nahmen die Endsortierung nach den ihnen zugeteilten Einheiten bzw. Feldpostnummern vor. Bei ihnen endete der weite Weg eines jeden Briefes oder jeden Päckchens aus der Heimat unter der Obhut der Organisation der Feldpost. Den Transport zur Truppe übernahm der Postabholer, der für die Feldpostangelegenheiten zuständig war.Natürlich war es nicht wie im zivilen Leben möglich, daß jeder Soldat zum Postamt ging, um seine Post abzuholen. Dafür wurde von jeder Einheit (in Kompaniestärke) ein Mann bestimmt, der sich mit den Bestimmungen der Feldpost vertraut zu machen hatte. Er hatte mit dem zuständigen Feldpostamt Verbindung aufzunehmen, wobei eine Berechtigungskarte von der zuständigen Dienststelle als Ausweis gegenüber dem Feldpostamt diente. Manchmal kam dieser Mann unverrichteter Dinge und mit leeren Händen zurück. Meist aber brachte er die heißersehnten Briefe und Päckchen aus der Heimat, oft ein ganzes Bündel, mit. Der lange Weg der Sendungen Heimat - Front hatte ein gutes Ende gefunden.

 

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