10. Januar 1945

44)                                                                Osten, den 10.1.45

Meine liebe Ellemaus, l. Kinder!

Nun habe ich ja leider keinen Brief von Dir den ich zu beantworten hätte, aber trotzdem will ich Euch wieder einen Brief schreiben. Es schreibt sich ja sehr schlecht bei Licht, aber am Tage hatte ich heute sehr wenig Zeit, doch es wird schon gehen, zu lesen wird es ja sein.

Habe ja auf einen Brief von Dir ge-wartet, doch vielleicht kommt morgen einer. Gestern habe ich mich gar-nicht wohlgefühlt, habe mich nämlich erkältet, daß ist noch vom Spähtrupp, hatte auch Magenschmerzen u. habe deshalb wenig gegessen, aber heute geht es schon wieder. Bekam heute wieder eine Mitteilung von der AOK. mit dem Gehaltsstreifen für Jan. lege ihn bei, daß Geld hast Du ja schon es sind jetzt 304,- Rm. Im vorigen Monat war es ja durch die Nachzahlg. mehr, wenn es jeden Monat so wär, dann wär es schön nicht wahr? Hast Du diesmal für die Kinder die 16,- zu Weihnachten bekommen? Ich bin ja nun für 4 Wochen hinten beim Troß, es gefällt mir ganz gut. Muß mich mal nach erkundigen was mit meiner Untersuchung ist, denn bisjetzt hat sich noch keiner ge-meldet, muß mal anstoßen, sonst wird man noch vergessen. Sonst gibt es ja von mir nichts weiter zu berichten, die schlimmen Tage sind

2) wieder vergessen, es ist auch gut, daß man schnell vergessen kann. Was macht Ihr? Ich hoffe, daß es Euch gut geht und Ihr alle drei recht ge-sund seid. Ihr hattet ja wieder Angriffe gehabt, aber ich hoffe, daß alles spurlos an Euch vorübergegangen ist.  Aber laßt mal nicht immer so lange auf Post warten, denn man macht sich sonst nur Gedanken. Das Quartier was ich hier habe ist unter aller Sau, gestern war es mir kaum möglich etwas zu essen, so hat einen hier alles angeekelt, es ist doch ein Sauvolk diese Pollaken, manchmal würgt es mir in der Kehle, daß Essen kommt bald hoch, die Göhren pinkeln u. scheißen mitten im Raum, die Alten spucken auf den Boden, ich sage Dir, daß sind Zustände hier. Die beiden Nächte hier habe ich auch noch nicht gut geschlafen, muß mich erst an diese Umgebung gewöhnen. Werde, wenn ich diesen Brief fertig habe, zu Abendbrot essen und dann schlafen gehen. Es ist bitter, daß Ihr zu Hause mit den Lebensmitteln nicht auskommt, wenn die P. nicht so lange gehen würden, könnte ich Euch Brot schicken, aber es verschimmelt ja nur und Ihr könnt es doch nicht genießen. Vielleicht kannst Du etwas gegen Tabak eintauschen. Also meine Lieben, werde schließen, ich grüße Euch herzlichst, verbunden mit den innigsten Küssen    Euer Papa

                                           Dein Bert.

Wenn Ihr mal etwas Zig. Papier habt, schickt es mir!

Abs. Uffz. Herbert Thau 16686 D

[Brief war von der Feldpostprüfstelle geöffnet worden und trug den Vermerk "Geprüft Feldpostprüfstelle 12. Feb. 1945"]

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