11. Oktober 1944

3)                                                                                   Am 11.10.44

Meine liebe Ellemaus liebe Kinder,

Wieder mal ein neuer Brief, obwohl ich ja nicht weiß, wie und wo ich diesen absenden kann, aber ich werde ihn eben immer schon schreiben und bei bester Gelegenheit den Brief abschicken.

Wir befinden uns immer noch auf der Bahn, kommen überhaupt nicht weiter, überall liegen wir 10-15 Stunden fest, aber das mach ja nicht, zu Essen und auch leidlich zu rauchen haben wir ja da soll es mir ja gut sein wie lange es dauert. Haben jetzt ein Gelände zu durchfahren, das von Banden verseucht ist, da sind doch oft die Strecken unterbrochen durch Sprengungen u. deshalb dauert alles so lange wo ich nun überhaupt landen werden weiß ich auch nicht so genau, wahrscheinlich geht es nach Südosten, jetzt bin ich noch in Polen bald an der Tschechischen Grenze.

Wie lange unsere Fahrt noch dauern wird ist uns auch nicht bekannt. Wenn die furchtbare Enge beim Schlafen nicht wär, dann könnte man es ja aushalten, aber so, wenn die Sache betrachtet, da kann man manchmal wirklich nicht fest-stellen, zu welchem Körper die Köpfe u. Beine gehören so liegt alles durcheinander. Das Wetter war bisher sehr schön, nur heute hat es geregnet.und es ist entsprechend kühler geworden aber sonst noch gut. Ich bin etwas erkältet, Husten und Schnupfen, aber da habe ich mich bestimmt angesteckt, denn mein Nachbar hatte vorher schon einen Schnupfen u. bei der Enge wie wir liegen, kann man sich schnell anstecken. Aber sonst geht es mir gut, ich hoffe, daß es bei Euch eben so ist. Wenn ich doch erst von Euch Post bekäme, aber noch ist es ja nicht möglich, da wir ja noch nicht an Ort und Stelle sind und ich Euch ja meine Feldp.Nr. nicht mitteilen kann, muß also deshalb noch lange auf einen Brief von Euch warten. Nun ich hoffe, daß ich dann aber auch gleich Post bekomme und vor allen Dingen auch regelmäßig, nicht wie damals nach Frankreich mit 14 tägiger Unterbrechung, aber die Gründe sind mir ja nun auch klar geworden, aber es wird ja nicht mehr vorkommen nicht wahr? So nun werde ich mal unterbrechen und morgen weiter-schreiben, denn jetzt werde ich den Brief ja doch nicht los.

Nun weiter die so gut wie es ging verbracht, eben gefrühstückt, neue Verpflegung empfangen, Büchsenfleisch, Wurst Schmalz, Brot & Butter, Drops u. 12 Zigaretten, ganz gut nicht wahr, allerdings für 2 Tage, aber es reicht, gehungert haben wir noch nicht, jetzt sind wir nun schon 6 Tage unterwegs und noch nicht am Ziel, z. Zt. bin ich in der Slowakei, eine herrliche Gegend sind wir durchgefahren. Das Wetter ist noch trübe, aber es regnet nicht. So meine Lieben, werde den Brief jetzt schließen, denn will sehen, daß ich ihn noch schnell wegbekomme. Also dann bis zum nächstn Mal, die herzlichsten Grüße u. 1000 innige Küsse

                                          Euer Papa!

                                                    Dein Bert.

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