18. Januar 1945

45)                                                                den 18.1.45

Meine liebe Ellemaus, liebe Kinder!

Diesen Brief von mir als Lebenszeichen, denn Du wirst ja bestimmt schon in Sorge sein, aber es war ja nicht möglich zu schreiben, sind seit dem 12.1. unterwegs, und sind jetzt sogar eben im Gouvernement, also was schon zu Deutschland gehört, haben gestern Abend die Grenze überschritten. Es ging alles in einem Tempo, was ich Dir garnicht alles schreiben kann. Du wirst ja schon durch die Nachrichten gehört haben was im Osten los ist und ich hatte nun das besondere Glück, daß ich gerade beim Troß war, dadurch bin ich mit heiler Haut davon gekommen, trotzdem war es furchtbar.

Das kann man nicht schreiben, vielleicht kann ich Dir das alles später mal erzählen. Ich mus nun sehen, wie ich diesen Brief los werde, denn es liegt ja alles still, wo wir jetzt sind, ca. 50 km östlich von Kattowitz ist das Postamt gestern geschlossen worden, die Flieger beharkten alles ganz schön, auch uns, wenn wir mit den Fahr-zeugen unterwegs sind, man ist immer zwischen Himmel und Erde, bin heilfroh, wenn erst alles vorbei ist und man einigermaßen sicher ist. Also mein Kind Du siehst, ich habe wieder einmal ein großes Glück gehabt und ich hoffe, daß das immer so bleiben wird.  Wir werden nachm. weiter-fahren nach Richtung Deutschland, wahrschein-lich werden wir in der Garnison zusammen gestellt, denn gerade unsere Komp. hat stark gelitten, bisjetzt hatten sich 12 Mann eingefunden, aber wir hoffen, daß ein großer Teil sich noch durchgeschlagen hat und anderweitig kämpfen. Wir sind erst mit unserem Troß abgerückt, als die Granaten dort bereits einschlugen da ging es dann mit Karacho los, unterwegs bekamen wir dann auch noch Feuer, nun sausen wir immer vor den russ. Panzern her. Meine Lieben es geht mir also gut, trotzdem wir jetzt bereits 6 Tage unterwegs sind und den größten Teil des Weges gelaufen bin und manchmal wenig Schlaf hatte, aber trotzdem geht es mir gut u. bin zu-frieden. Ich hoffe, daß es Euch allen ebenso geht, daß alles gesund und munter ist und sonst in bester Ordnung ist.

Werde nun sehen, wie ich den Brief los werde, damit Ihr wenigstens eine Nachricht von mir habt, sonst seit Ihr doch wieder unruhig, aber bisjetzt war es unmöglich irgend eine Nachricht zu geben, denn es war ja nichts da.

Nun meine Lieben, bis zum nächsten Mal die herzlichsten Grüße und 1000 innige Küsse.

                                              Euer Papa

Grüße alle!                                     Dein Bert.

 

Abs.: Uff. Herbert Thau 12910 B

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Geduld war gefragt

es sollte noch bis zum 11. Februar dauern, bis er diesen - und zwei weitere Briefe - zur Post geben konnte.

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