Buch "Entscheidung im Westen 1944"

Nach dem interessanten Buch über den Westfeldzug zu Beginn des zweiten Weltkrieges, bekam ich im Anschluss noch ein Buch das praktisch das Ende des Krieges beschreibt. Es beschreibt im Wesentlichen den Zeitraum der Vorbereitungen auf die erwartete Invasion durch die Alliierten in Frankreich, die dann Anfang Juni 1944 in der Normandie erfolgte, bis zum entscheidenden Durchbruch der alliierten Truppen und dem Kessel von Falaise Mitte August 1944.

Auch dieses Buch ist sorgfältig recherchiert und mit umfassenden Quellen belegt. Es beschreibt umfassend die Lage aus deutscher Sicht und analysiert die getroffenen Entscheidungen. Beim Lesen wird schnell klar, dass das, was schon im Westfeldzug 1940 begonnen hatte, nämlich Hitlers hinein pfuschen in die militärische Führung, nunmehr zur Regel geworden war. Dieses mal waren die Auswirkungen aber noch verheerender. Erneut bremste sein zögerliches, ja zum Teil ängstliches, Verhalten erforderliche Entscheidungen. Diese Verzögerungen führten nicht nur zum Verlust von Positionen, sondern besorgten auch unnötige Verluste an Menschenleben und Material. Während die Stärke der deutschen Truppen, die bewegliche Kampfführung und Auftragstaktik, die zu Beginn des Krieges häufig zu Erfolgen führte, nun ein ums andere Mal blockiert wurde, hatten die Alliierten dazu gelernt. Hinzu kam eine überwältigende Übermacht an Material und Truppen. Während gleichzeitig auf deutscher Seite oft ein eklatanter Materialmangel herrschte. So spielte während und nach der Invasion weder die Luftwaffe noch die Kriegsmarine eine nennenswerte Rolle. Dagegen sorgte die absolute Luftherrschaft der Alliierten dafür, dass die deutschen Truppen tagsüber kaum noch bewegt werden konnten, ohne heftigen Luftangriffen ausgesetzt zu seien.

Obwohl es auf alliierte Seite in den ersten Wochen nach Beginn der Invasion erhebliche Diskrepanzen zwischen Planung und Wirklichkeit gab und diese bis Mitte August ständig hinter ihren Zielen zurückblieben, gelang es den Deutschen nicht, daraus größere Vorteile zu ziehen.

Zusammenfassend läßt sich wohl sagen, dass der Kampf im Westen schon verloren war, bevor er überhaupt begonnen hatte. Die materielle und personelle Unterlegenheit konnten die deutschen Truppen auch nicht mit vielfach gezeigter Tapferkeit und Zähigkeit ausgleichen. Hinzu kamen zum Teil gravierende Fehlentscheidungen des Oberkommandos und Hitlers, die ihre Entscheidungen häufig auf veralteten Informationen trafen und - mindestens was Hitler betraf - unter einem deutlichen Realitätsverlust litten. Aber auch ohne diese Fehlentscheidung war die Sache mit ziemlicher Sicherheit verloren. Das Ende hatte vielleicht etwas länger auf sich warten lassen, war aber angesichts der Kräfteverhältnisse unausweichlich.

Entscheidung im Westen 1944
d. Oberbefehlshaber West u.d. Abwehr d. alliierten Invasion
Dieter Ose
aus der Reihe "Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte", Band 22
Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 1982
ISBN 3-421-01998-3

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