Feldpostbrief Nr. 18 vom 17. November 1944

18.)                                                                Osten, den 17/11. 44

Meine Liebe Ellermaus, liebe Kinder!

Schnell wieder ein Lebenszeichen von mir, es geht immer so schlecht mit dem Schreiben, denn im Bunker haben wir kein Licht auch keinen Tisch geschweige denn Sitzgelegeheiten. Welche zu bauen lohnt ja nicht, denn man weiß ja nicht wie lange man hierbleibt. Haben heute schon wieder was anderes besichtigt, deren Aufbau durch zivile Arbeitskräfte ich leiten soll. Da habe ich nun die Gasgeschichte, nun noch diese Tagesarbeit, wenn ich dann noch des Nachts in den Graben muß, dann bleibt mir tatsächlich keine Zeit zum Schlafen. Ich muß mal sehen, wie ich das machen kann. Gestern habe ich am Tage auch kein Auge zu- gemacht, die Nacht vorher 14 Stunden heute Nacht auch 14 Stunden ununter- brochen gestanden, dann hatte ich heute früh gerade 2 Stunden gelegen, da mußte ich zum Komp.Führer, wir gingen die neue Stellung besichtigen und legten dabei deren Aufbau fest.

Um 12 oo Uhr war ich zurück, habe gefrühstückt und schreibe nun diesen Brief zuerst. Nachher muß ich noch meine Waffe reinigen, damit sie wieder einsatzfähig ist, denn diese Nacht war das nicht der Fall, denn es war ein furchtbares Wetter, gestern Nacht regnete es eben, dann den ganzen gestrigen Tag, auch noch die Nacht, es wurde aber nachher Schnee, und da es kälter wurde blieb er nun liegen. War durch und durch naß, und kalt dazu, ich sage Dir, es war wieder einmal alles drann. Das hat natürlich auch auf meine Maschinenwaffe ausgewirkt, mein Mantel ist naß, habe ihn im Bunker der geheizt ist ja hängen, aber dieser dicke Stoff, Du kennst ihn ja, trocknet ja nicht so schnell, hatte ihn heute beim Besichtigen auch garnicht angezogen, sonst wär ich beim Laufen umgekommen so schwer ist das Ding, es war ja beim Stehen auf dem freien Gelände etwas kalt aber beim Laufen durch den hohen Schnee sehr angenehm. Du siehst mein Kind

2) es bleibt uns hier nichts erspart, alles muß man durchkosten, nun ich will ja gern alles auf mich nehmen, wenn man genau wüßte, daß dieser Krieg noch in diesem Jahr sein gutes Ende nehmen würde, aber wer weiß? Aber sonst, meine Lieben, geht es mir gut bin gesund was ja die Hauptsache ist, ich hoffe das auch von Euch. Du würdest lachen, wenn Du mich hier sitzen sehen könntest, hocke nämlich in Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit auf meinem Bett!, das ist nichts weiter, als ein paar Bretter auf vier Pfählen und Stroh darauf, lasse die Beine baumeln und habe neben mir ein Licht stehen, daß ich noch auf dem Transport nach hier empfangen habe, es spendet ja nicht viel Licht, aber lesen wirst Du es ja können nicht wahr? Bist ja zu- frieden wenn wenn Du recht lange zu lesen hast, genau so wie ich, hoffe ja, heute auch wieder einen Brief von Dir zu bekommen, denn Zeit wäre es ja, aber die Post wird ja nur dann mitgebracht, wenn Verpflegung für die Einheit empfangen wird, und ist alle 3-5 Tage der Fall, deshalb kommt es auch vor, daß mehrere Briefe auf einmal ankommen. Doch das ist ja egal nicht wahr? Die Hauptsache ist und bleibt, daß überhaupt etwas ankommt.

So Ihr Lieben, daß wär von mir so alles, nun dauert es nur noch knappe 6 Wochen, dann haben wir Weihnachten, dann ist wieder ein Jahr vorbei, ja ja, die Zeit vergeht. Habe mir eben erst eine Zigarette gedreht, nun kann es mit Volldampf weiter gehen. Jetzt augenblicklich warten wir auf das Essensfahrzeug, es ist 4 oo Uhr, dann soll noch dieser Brief mitgehen, sonst muß er bis morgen liegen bleiben, das möchte ich aber nicht. Hier können wir nämlich am Tage verpflegt werden, da uns der Wald Deckung gibt, da bekommt man wenigstens warmes Essen. Also dann, genug davon, Euch wird es doch hoffentlich gut gehen, und alle recht gesund werdet Ihr ja auch sein nicht wahr,? jedenfalls wünsche ich das Euch von Herzen. Wie geht es sonst zu Hause, was gibt es Neues? Ich habe doch noch ein Feuerzeug, kannst Du mir das nicht schicken, auch Feuersteine, der Dieter kann ja mal welche besorgen. Was machen überhaupt die Kinder? sie sind doch artig? Was macht der Klavierunterricht der Kinder, zeigt er Fortschritte? Na ich glaube, wenn ich komme, dann spielen sie mir schon etwas vor. Nun meine Lieben, bis zum nächsten Mal die herzlichsten Grüße und 1000 innige Küsse

                        Euer Papa, Dein Bert

Weißt Du, ich habe
so das Gefühl, als wenn ich 
noch vor Weihnachten zu Hause sein werde!

Trackback URL for this post:

https://www.grossvaterbriefe.de/trackback/83

Kommentar hinzufügen

By submitting this form, you accept the Mollom privacy policy.