Soldat - ein Beruf mit Perspektive... fragt sich nur mit welcher

Gerade schaue ich eine Sendung von "Focus-TV". Das Thema: "Im Gleichschritt Marsch! Rekrutinnen bei der Bundeswehr". Ich wollte gerade wegzappen, weil mich dieses Thema nicht sonderlich interessiert. Aber dann diese Aussage einer jungen Rekrutin (die Medizin studieren will), die mich erschreckte: "Die Bundeswehr gibt mir die Möglichkeit zum Studieren. Im Zivilleben würde ich das nie können. [...] Die 17 Jahre für die ich mich verpflichte sehe ich auch als Chance. Ich kann für 17 Jahre planen und habe Sicherheit."

Sicherheit? Als Soldat? Ich habe das ungute Gefühl, dass hier jemand nicht so ganz kapiert hat, wofür Soldaten gut sind und was ihr Job ist. Wir haben im Deutschunterricht in der 9. oder 10. Klasse das Buch "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque durchgenommen. Scheint heute nicht mehr auf dem Programm zu stehen oder wie erklärt sich dieser naive Kinderglaube von der Sicherheit und Planbarkeit des Lebens? Ich wünsche keiner der Rekrutinnen, dass sie auch nur ansatzweise das erleben, was sich in den Großvaterbriefen hier widerspiegelt. Und hoffentlich kommt keine von ihnen jemals bei einer "Friedensmission" in Afghanistan, Irak oder sonstwo zum Einsatz. Damit sich die Planbarkeit nicht plötzlich in dem einzig Planbaren für Soldaten realisiert: der Verlustmeldung.

Trackback URL for this post:

https://www.grossvaterbriefe.de/trackback/69

"Kinderglaube"

Guten Tag sehr geehrter Herr Thau!

ich habe grad rein zufällig diesen Artikel überflogen und muss mich doch sehr wundern wie sie hier über diese Rekrutinnen denken und generell wozu "soldaten gut sind".
Es würde mich aber doch schon sehr interessieren was sie zum 2. Punkt meinen!

zum 1. Punkt:
Ich denke eher schon das sich diese Damen und Herren bewusst sind worauf sie sich einlassen und was auf sie zukommt, durch große Vorinformation seitens der Bundeswehr vor und in der AGA. Und das sie genau wissen was sie in den nächsten Jahren machen werden...nur wahrscheinlich nicht wo, schließt sich daraus das es für Medizinstudenten der Bw einen festen zeitlichen Ablauf gibt und dieser nur Örtlich nicht begrenzt ist.

Das der Job nicht ungefährlich ist wissen wir beide und wir wünschen auch keinem derartige Kriegserfahrungen der Weltkriege, aber diese heutige Situation zu vergleichen mit im Westen nichts neues halte ich wiederum für falsch, da sich die Form des Arbeitens von Soldaten doch wesentlich geändert hat.

viele Grüße

Gefahren verdrängt oder bewusst in Kauf genommen?

Sicher hat sich einiges geändert seit dem ersten Weltkrieg und "Im Westen nichts Neues". Die Technik ist moderner. Die Zahl der Soldaten, die kämpfen ist bei den heutigen Einsätzen im Verhältnis sicher geringer. Für die seelischen Wracks haben wir seit 1980 ein Fachbegriff  (PTBS)... sicher fällt mir noch mehr ein, dasss sich geändert hat.
Aber eines ist unverändert: Das wofür Soldaten da sind, nämlich den Feind zu töten und dabei nach Möglichkeit selber zu überleben. Da der Feind das gleiche Ziel hat klappt das mit dem Überleben natürlich nicht immer. Tödliche Arbeitsunfälle - wenn man mal die Tätigkeit von Soldaten als "Arbeit" bezeichnen will - sind praktisch Bestandteil des ARbeitsvertrages. Hier von "das der Job nicht ungefährlich ist" zu sprechen, halte ich für verantwortungslose Verharmlosung. "Nicht ungefährlich" ist der Job eines Stuntman, Feuerwehrmannes oder Polizisten, hier siehts doch etwas anders aus. Und ich denke schon, dass die Rekruten dieses Risiko schlicht und ergreifend verdrängen - wie das hier schön beschrieben ist http://www.welt.de/politik/article7224129/Was-der-Mutter-eines-gefallene.... So wie scheinbar ganz Deutschland die Kriege verdrängt, in die es seine Soldaten schickt. Und auch die Heimkehrer und ihre Probleme werden verdrängt: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-71558784.html erinnert auch ein bisschen an die Zeit nach dem 1. WK. nur das es damals Hunderttausende von traumatisierten und Entwurzelten waren und nicht "nur" ein paar dutzend oder hundert. Und schon war's das mit Job und Karriere als Arzt (was der Wunsch der Rekrutin in dem Bericht war, der Ausgangspunkt für mein Posting war).

Kommentar hinzufügen

By submitting this form, you accept the Mollom privacy policy.