16) Osten, den 12.11.1944
Mein liebe Ellermaus, liebe Kinder!
Heute, Sonntag, will ich Euch ma ein paar Zeilen schreiben, es wird nur ein kurzer Brief, denn mein Papier ist fast alle, aber etwas will ich doch schreiben. Habe nämlich heute Nacht einen schlechten Traum gehabt, habe vom Dieter geträumt, der saß bei Max Janke mit in der Wanne, als ich vorbei kam sah ich ihn, er machte so ein trauriges Gesicht, auch war sein Gesicht schmutzig, so als wenn er etwas duchgemach hat. Kann nun heute den ganzen Tag den Gedanken nicht los werden, hoffentlichist dort nichts passiert. Schreib mir recht bald. Sitze nun hier in dem warmen Bunker und schreibe, ab morgen geht es dann wieder in den Graben. Bin hier im äußersten Winkel des großen Weichselbogens, z. Zt. aber ruhig.
Hoffentlich bleibt es so? Gute Stellungen, ganz anders wie vordem, da kann man sich wenigstens mal aufwärmen. Jedenfalls besser als vorher, und das ist sehr viel wert. Ja, ja, mein Kind wenn doch der Krieg bald zu Ende wär und man wieder zu Hause sein kann, hoffen wir, daß das recht bald der Fall sein wird, damit wir auch alle zusammen Weihnachten feiern können. Wie geht es Euch, doch alle gesund nicht wahr? Ich hatte wieder einmal eine schlechte Nacht, erst der Traum, von dem ich erwache u. dann war mir kalt und im Magen so dumm, habe dann 2 Stunden in der Nacht am Ofen gesessen. Aber jetzt geht es wieder, wenn nur nicht das blöde Graben hocken wäre da sitzt man nur und wartet, eine ekelhafte Zeit. Aber das wird ja auch alles mal ver- gehen. Nun meine Lieben, sonst ist ja alles noch in Ordnung, bin ja nur noch 150 km von der Reichsgrenze entfernt, da hat man ja schon ein besseres Gefühl, ich hoffe, daß bei Euch ebenfalls alles in bester Ordnung ist, in diesem Sinne grüßt Euch herzlichst mit 1000 innigen Küssen
Euer Papa! Dein Bert.
P.S.: Das ist der alte Gehaltsstreifen, hast Du diesmal das richtige Geld be- kommen? Teile doch mal der AOK meine Feldp.Nr. mit, kann ja von hier so schlecht schreiben, fährst am besten mal die Personalabteilung.
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